Viele kontroverse Diskussion, geführt in entsprechenden Facebook Gruppen, dargestellt in Youtube Videos und auch in Blogs, haben zum Inhalt ein Dogma, dass nur unbearbeitete Fotos echte Fotografie sind. Ein Dogma, für viele die ultimative Fotografie.
Ich habe hier meine ganz eigenen und sehr persönlichen Standpunkt. Ja, ich bearbeite meine Fotos, ich geh sogar noch weiter, ich nehme meine Fotos schon mit dem Gedanken des zukünftigen Edits auf.
Edits machen, für mich, Fotos schöner, besser, eindrucksvollen, reizender, lebendiger, aussagekräftiger und noch einzigartiger. Und ich meine nicht das stereotype einheitliche Anwenden von Lightroom Preset, Filtern oder Snapseed Vorgaben auf mein gesamtes Portfolio. Ich meine, dass jedes Foto seine individuelle Bearbeitung braucht und zwar meine ganz eigene. Presets können helfen, um in eine bestimmte Richtung zu gehen, aber das Zielfoto bestimme ich selbst.
Nehmen wir folgendes Beispiel:
Mein Frau hat sich ein neues Auto gewünscht und ich bin auf dem Weg nach Budapest, um ihr diesen Kleinen zu bringen. Ich habe es nicht mehr geschafft am Vorabend noch Fotos zu machen.
Morgens irgendwo in Franken auf der Autobahn, leichter Nebel, mystisches Sonnenlicht. Enger Zeitplan, 1100 Kilometer Gesamtstrecke, zwei Grenzquerungen, an der ungarischen Grenze sicher mit langer Wartezeit, aufgrund der verschärften Einreisekontrollen.
Kamera hängt mit meinem Lieblingsobjektiv, Leitz Wetzlar Summilux-R 50/1.4, am Beifahrersitz und die anderen Objektive sind irgendwo tief im Kofferraum verstaut, unter all‘ den anderen Sachen.
Ein alter, mit Kopfsteinpflaster gepflasterter Rastplatz. Licht passt, Umgebung auch, trotzdem nichts besonderes, ich weiß aber schon, wie ich den Clio in Szene setzen möchte. Mit Bearbeitung.
Links Originalfoto, leicht unterbelichtet, nicht zu viel, ich brauche beim Edit noch ein bisschen Licht in den Schatten, sonst wird es rauschen.
Lichter und weiss dürfen brennen, ist auch wirklich so, der Himmel ist weiss. Links das Fahrzeug kommt durch Crop weg und die herbstlichen Farben sollen ausgeblasst und aufgehellt werden. Das sind die Gedanken beim Foto aufnehmen.
Rechts mein Edit. Leicht grade gerichtet, Auto weg durch Crop. Umgebung wird zur Nebensache. Auto und Licht sind die Hauptakteure hier, also: Licht in die Schatten. Kontrast rauf, Blautöne anpassen und anheben. Schärfe und Klarheit anpassen mit einem Radialfilter, Lichter brennen lassen, Temperatur anpassen und in der Umgebung Sättigung runter.
Mein Edit, meine Gedanken, mein Foto und für mich meine Fotografie. Mein Fazit: #Edit #Filter – ich sage Ja.
Alles auch Geschmacksache und abhängig von den Gefühlen und Gedanken, die ich mit dem Objekt, der Situation und dem Moment verbinde.
Entweder ein Dogma oder ein Dilemma
Wenn du möchtest, teile deine Meinung zu #NoEdit #NoFilter. Wer Lust hat, kann unter gleichem Titel eine Challenge zusammen mit mir beginnen.
2 Gedanken zu “Dogmendilemma – #NoEdit #NoFilter – ich sag nein”
Danke für Deinen Beitrag. Un dDein beispiel bringt es sehr gut auf den Punkt. Ich bin auch der Meinung, dass die Bildbearbeitung das im Kopf (kreative Idee) vorhandenene Bild zum Ausdruck bringt. Also ein Werkzeug ist. Ob dies dann ein Mangel an fotografischer Fähigkeit ist, dies nachträglich nutzen zu müßen? Ich sage „nein“ sondern eine Verlängerung des kreative Prozesses.
Das ist ein schönes Beispiel für eine gelungene Bearbeitung! Ich selbst habe überhaupt keine Lust auf Bildbearbeitung am Computer, aber natürlich schraube ich an der Kamera – und wenn ich beim Weißabgleich eingreife, dann ist es doch eigentlich egal, ob ich das an der Kamera oder am Computer mache…